Ein Dokumentarfilm
von Fritz Ofner und Eva Hausberger
Kinostart: 28. September 2018
A 2017, 90 Min., OmdU
A dark trail of power, money, violence and politics.
Sie ist Kultobjekt, weltweiter Bestseller – und eine österreichische Erfindung: die Glock. Doch nur wenige wissen, dass die halbautomatische Schnellfeuerwaffe aus einem kleinen Dorf in Österreich einer der größten Exportschlager des Landes ist. Fritz Ofner und Eva Hausberger gehen in ihrem beeindruckenden und präzise recherchierten Dokumentarfilm dem Mythos und der Geschichte der Glock nach: „einer österreichischen Geschichte des Wegschauens“ (Diagonale).
Egal ob Polizist, Gangster oder Rebell, ob im amerikanischen Ghetto oder im Irak: Das Wort „Glock“ gilt weltweit als Synonym für Waffe. In Blockbustern verwenden Hollywoodstars das Kultobjekt, Hip-Hopper wie Cypress Hill, Wu Tang Clan oder Li’l Vicious beschwören in ihren Texten dessen tödliche Unfehlbarkeit – sie alle tragen zum Mythos bei. Doch wie erzählt man über einen Hype, ohne ihn zu verherrlichen?
Die Ermittlungen führen Fritz Ofner und Eva Hausberger vom kleinen Werk in Deutsch-Wagram, wo unter strengster Geheimhaltung produziert wird, quer durch die USA bis in die Kriegsgebiete des Irak. Der Österreicher Gaston Glock hatte die Pistole Ende der 1980er Jahre erfunden, er vollzog mit diesem leicht zu bedienenden Modell aus Kunststoff eine waffentechnische Revolution, die das kleine Familienunternehmen zum Global Player machte.
Der milliardenschwere Namensgeber selbst war zu einem Statement für den Film nicht bereit. Dennoch gelingt es Fritz Ofner und Eva Hausberger, sich der legendenumwobenen Pistole und ihrem Erfinder anzunähern: Zu Wort kommen u. a. eine amerikanische Waffentrainerin, die in der Glock die Verlängerung ihres Körpers sieht, ein Exsoldaten, der bei der Festnahme Saddam Husseins zum Sondereinsatzkommando gehörte und die Glock des irakischen Diktators eroberte, und „Panama-Charly“ alias Charles Ewert, Ex-Treuhänder der Firma Glock, der wegen versuchten Auftragsmordes an Gaston Glock in Luxemburg im Gefängnis sitzt. Entstanden ist eine vielschichtige und packende Auseinandersetzung über die Faszination am Mythos Glock und ihre weltweiten gesellschaftspolitischen Folgen, die zur Diskussion anregen sollen.
„Weapon of Choice“ ist die Geschichte eines Kultobjekts Made in Austria: Glock
REGIESTATEMENT
Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal von der unheimlichen Erfolgsgeschichte der Glock-Pistole hörte: In einer Villa am Wörthersee soll ein mächtiger Waffentycoon leben, der in Kärnten und Niederösterreich Waffen fertigt, mit denen auf der ganzen Welt geschossen wird. Er soll so einflussreich sein, dass ihm Politik und Medien Untertan wären. Konnte es sein, dass in einem neutralen Land wie Österreich ein kleines Familienunternehmen zum weltweit mächtigsten Handfeuerwaffenproduzenten aufsteigen konnte, und dies fast unbemerkt von der Öffentlichkeit? In einem Land, das sonst so stolz ist auf jeden seiner noch so unwichtigen Beiträge zum Weltgeschehen? Meine Neugierde war geweckt. Und als ich an „Weapon of Choice“ arbeitete, stieß ich immer wieder aufs Neue auf Fakten, Geschichten und Hintergründe, die mich zum Staunen brachten.
In all meinen bisherigen Dokumentarfilmen habe ich mich mit dem Thema Gewalt auseinandergesetzt: In „Von Baghdad nach Dallas“ begleite ich ein irakisches Flüchtlingskind auf seinem Weg vom Krieg ins amerikanische Asyl. In „Evolution der Gewalt“ mache ich mich in Guatemala, einem der gewalttätigsten Länder der Welt, auf eine Spurensuche nach den Wurzeln des Konflikts, und in „Libya Hurra“ spüre ich der Revolution in Libyen nach.
Ausgehend von der Glock-Pistole erzähle ich nun eine weitere Geschichte über die Formen struktureller Gewalt im 21. Jahrhundert. Waffen sind für mich eigenartig faszinierende Gegenstände – aus anthropologischer Sicht. Sie sind Gegenstände, die nur einen Zweck erfüllen, nämlich die Ausübung von Macht und Gewalt, sie geben dem Träger der Waffe die Möglichkeit, über Leben und Tod zu entscheiden. Das wirft viele ethische Fragen auf.
Die Glock bildet aber auch eine Brücke, um unsere österreichische Lebenswelt mit den Schlachtfeldern im Irak, dem Tatort eines Verbrechens in Chicago oder einem Amoklauf in Texas zu verbinden. Was hier in Österreich gebaut wird, tötet vornehmlich außerhalb unserer Wahrnehmung. Und es gibt hierzulande kaum ein gesellschaftliches Bewusstsein darüber, dass wir als Nation im großen Stil am internationalen Waffenhandel partizipieren, dass täglich mit einer Pistole Made-in-Austria Gewalt ausgeübt wird. Glock schafft Arbeitsplätze, zahlt Steuern, trägt zur Handelsbilanz bei. Eine Waffe ermöglicht also auch, entlang ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer Handelswege tiefe Einblicke in das Verhältnis von Kapitalismus und Gewalt zu geben.